Synagoge
Es ist der 9. November 1938. Einem grauen Tag folgt eine grausame Nacht. Auch in Emden führen die Nazis den Befehl der Reichsleitung aus: Sie treiben die Juden zusammen, schikanieren und misshandeln sie. Sie zertrümmern und plündern deren Geschäfte und Wohnungen. Und sie zünden die Synagoge an, die hier an dieser Stelle in der Bollwerkstraße stand. Die Flammen zerstören, was sich die jüdische Gemeinde 1836 aufgebaut hat. Am nächsten Morgen stehen nur noch die Außenmauern. Die werden wenig später dem Erdboden gleich gemacht. Die Erinnerung an die Verbrechen in Emden aber bleibt. „Niemand ist vergessen und nichts ist vergessen“ steht auf dem Gedenkstein für die Synagoge und für die jüdischen Bürger der Stadt - von 1933 an verfolgt, gequält, entrechtet, beraubt, deportiert und ermordet. Der Zuständigkeitsbereich der Leitstelle der Staatspolizei Wilhelmshaven, zu der Ostfriesland gehörte, wurde im Herbst 1941 für judenfrei erklärt. Mindestens 465 Emder Juden kamen im Holocaust ums Leben. Ihre Namen sind auf einem Denkmal aufgeführt. Es steht auf dem jüdischen Friedhof hier an der Bollwerkstraße. Ihm gehört bei dieser Stadtführung ein eigenes Kapitel. Viele Juden hatten Emden schon vor der Pogromnacht verlassen. Max Windmüller war einer von ihnen. Er floh 1933. Unter dem Decknamen Cor schloss er sich später in den Niederlanden dem Widerstand an und rettete viele jüdische Kinder und Jugendliche. Nach ihm hat die Stadt Emden eine Straße benannt. Außerdem trägt ein Verein seinen Namen: die Max-Windmüller-Gesellschaft. Sie ist ein Arbeitskreis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, vor den Häusern der Opfer des Nationalsozialismus so genannte Stolpersteine zu verlegen. Diese Platten aus Messing werden in die Bürgersteine eingelassen, um zu erinnern und zu mahnen. Auf Ihrem Weg durch Emden werden Sie diese Stolpersteine zum Beispiel in der Friedrich-Ebert-Straße, in der Lilienstraße, am Boltentor und am Neuen Markt finden. Eine jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge gab es in Emden nachweislich seit 1530. Von ihren Anfängen im 16. Jahrhundert bis zu ihrem Ende am 23. Oktober 1941 war sie die älteste und größte Gemeinde Ostfrieslands. Von 1827 an hatte der Landesrabbiner seinen Sitz in der Stadt. Emden wurde damit geistiges Zentrum der ostfriesischen Juden. Nachdem die alte Synagoge baufällig geworden war, errichtete man 1836 hier an gleicher Stelle eine neue. Sie wurde 1910 erweitert, bot danach 320 Männern und - auf einer Empore - 250 Frauen Platz. Die Gemeinde zählte zu der Zeit 900 Mitglieder und war eine der bedeutendsten in Norddeutschland. Soweit bekannt, leben heute in Emden keine Menschen jüdischen Glaubens mehr.
Jüdischer Friedhof
Das Tor mag geschlossen sein. Verschlossen ist es nicht. Versprochen. Angefertigt von Schülern der Berufsbildenden Schulen in Emden, steht es hier seit 1982 und gewährt Eingang zum größten jüdischen Friedhof in Ostfriesland. Er ist der einzige verbliebene Zeuge jüdischen Lebens in der Stadt. Die Synagoge in der Nachbarschaft wurde in der Reichspogromnacht angezündet und ist abgebrannt. Stumm erzählt der Friedhof von der jüdischen Gemeinde, die hier seit dem Erwerb des Grundstücks im Jahr 1700 ihre Toten beerdigt hat. Ihre Namen begegnen Ihnen auf den 789 Grabsteinen aus den Jahren 1703 bis 1963, die heute noch stehen. Es ist ein stiller und andächtiger Ort. Der Alltag bleibt draußen. Nicht aber die Erinnerung an das Grauen der Geschichte. Sie findet gleich vorne auf dem Friedhof ihren Platz. Auf den drei Granitstelen sind die Namen der 465 Emder Juden aufgeführt, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. 1989 hat die Stadt beschlossen, das Denkmal hier zu errichten. Am 28. August 1990 weihte Landesrabbiner Henry Brandt aus Hannover die Gedenkstätte ein. Der Friedhof selber war sehr lange Zeit verwahrlost und wurde schließlich für die Öffentlichkeit gesperrt. 2001 hat man damit begonnen, die 5000 Quadratmeter große Fläche wieder in Ordnung zu bringen und die Grabstellen zu restaurieren. An der Finanzierung haben sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Stadt Emden, die Firma Thyssen, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und der "Arbeitskreis der Juden in Emden“ beteiligt. Es ging um 400 000 Euro. Mit Abschluss der Arbeiten wurde der jüdische Friedhof 2008 wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. In Emden hat es mindestens noch einen weiteren jüdischen Friedhof gegeben. Er wird auf das 16. Jahrhundert datiert und musste vor den Toren der Stadt auf einer kleinen Insel im Trecktief angelegt werden. Jüdische Gemeinden aus Weener, Bunde, Jemgum und Stapelmoor haben diesen Friedhof mit genutzt. Er ist heute nicht mehr erhalten.