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Auf Asphaltstraßen wäre die Kesselschleuse eine Art Kreisel – einer von vielen. Nichts Besonderes, werden Sie denken. Stimmt natürlich. Auf Europas Wasserstraßenallerdings ist diese Rundschleuse einzigartig. Nirgendwo sonst werden Sie eine Anlage finden, die vier zusammentreffende Gewässer mit unterschiedlichen Wasserhöhen verbindet. Diese Schleuse schafft einen Ausgleich zwischen dem Ems-Jade-Kanal, dem Fehntjer Tief, dem Stadtgraben und dem Roten-Siel-Tief, das in Richtung Emder Hafen führt. 1885/86 gebaut, hat sie weit mehr als 100 Jahre auf dem Buckel und ist längst ein Denkmal – aber noch immer in Betrieb. Ihr Mittelpunkt ist der Kessel, das runde Becken mit einem Durchmesser von 33 Metern, in dem Schiffe drehen können. Über eine der vier Kammern werden die Schiffe in dieses Zentrum geschleust. Sie verlassen es je nach Ziel über eine der anderen drei Kammern. Entstanden ist das außergewöhnliche Bauwerk zusammen mit dem Ems-Jade-Kanal. Es sind die Preußen, die sich damals eine Wasserstraße zwischen Wilhelmshaven und Ostfriesland wünschen. Ab 1880 wird gegraben. Es geht um rund 72 Kilometer. Acht Jahre später ist der neue Schiffsweg fertig, der Ostfrieslandmit dem Kanalnetz des Deutschen Reichs verbindet. Befördert werden hauptsächlich Baumaterialien, Kohle, Getreide, Dünger und der Torf, der in den ostfriesischen Moorgebieten abgebaut wird. Der Ems-Jade-Kanal gilt aber auch als vor Feinden sicherer Transportweg für Militärgüter und er erleichtert die Entwässerung des Binnenlandes. Niederschlag wird über den Kanal in den Emder Hafen geleitet. Das ist bis heute so. Die Kesselschleuse dagegen hat sich verändert. Ursprünglich gab es nicht vier, sondern nur zwei Kammern. Die reichten bald nicht mehr aus. Man reagierte und baute die Schleuse in den Jahren 1911 bis 1913 aus. Seitdem hat sie ihre jetzige Form. Geschleust wurde lange Zeit mit der Hand. Erst zwischen 1967und 1971 sind die Antriebe elektrifiziert worden. Bis dahin bedienten ein Schleusenwärter und zwei Schleusenwärterknechte die Anlage. Geblieben sind ihre Häuser. Der Chef war im Gebäude an der Nordkammer untergebracht, das so alt ist wie die Schleuse selbst. Die Knechte wohnten im Haus auf der gegenüberliegenden Seite zwischen der Süd- und der Westkammer. Es ist aus den Jahren 1914/15 und gehört jetzt zur Emder Jugendherberge. Die Kesselschleuse selbst gehört dem Land Niedersachsen. Es hat die Anlage in den 1980er Jahren komplett erneuert. Mittlerweile werden hier vor allem Freizeitboote geschleust. Außerdem ist die Kesselschleuse die Steuerzentrale für die Fernbedienung und Überwachung der Brücken über den Ems-Jade-Kanal.