Diese beiden Häuser – mehr ist nicht geblieben. Nur zwei von unzähligen Renaissance-Gebäuden, die im Zusammenspiel mit anderen prächtigen Bürgerhäusern dem alten Emden sein Gesicht gaben. In schmalen Gassen standen sie Seite an Seite. Jedes ein Blickfang, jedes ein Schmuckstück. Heute werden in der Emder Altstadt wohl vor allem die Pelzerhäuser 11 und 12 Ihren Blick fangen. Diebeiden gehören zu den ältesten Gebäuden in Emden und lassen erahnen: Die Stadtmuss eine Schönheit gewesen sein. Die wurde mit dem 2. Weltkrieg allerdings zunichte gemacht.
Nach 104 Luftgriffen seit dem Sommer 1940 blieb von der einstigen Pracht nicht viel übrig. 409 Menschen starben. Am Ende des Krieges, der weltweites Leid brachte und für den die Deutschen verantwortlich sind, gehörte Emden zu den am meisten zerstörten Städten in Europa. Der 6. September 1944 war der Tag der stärksten Bombardierung. Nach den Angriffen ragten die Pelzerhäuser wie Mahnmale aus den Trümmern der Altstadt heraus. Heute gehören sie zu den letzten Zeugnissen der Renaissance in Emden.
Um 1570 wurden die Häuser hier in der Pelzerstraße im niederländisch-flämischen Baustil des 16. Jahrhunderts errichtet. Es ist die Zeit, in der tausende Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden in Emden ansiedelten. Viele waren Kaufleute, Reeder, Handwerker – lauter erfolgreiche Geschäftsleute. Überall in der Stadt wurde gebaut. Auch an der Pelzerstraße, die bis ins 17. Jahrhundert hinein dem Pelzhandel gehörte. Daher hat sie ihren Namen. Die Bauherren der Hausnummer 11 und 12 müssen reiche Leute gewesen sein. Sieverwendeten teures Material. Wahrscheinlich waren sie wie ihre Nachbarn Gerber, Färber oder Pelzhändler. Darauf weisen Funde hin, die bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurden.
Die Häuser liegen günstig. Auf der anderen Seite floss damals die Ems. Heute sind dort auf der Emsmauerstraße Autos unterwegs. Damals waren es Schiffe mit Pelzen an Bord. Sie konnten direkt vor den Häusern festmachen. Über Flaschenzüge an den Giebeln wurde die Ladung hoch unters Dach gezogen und dort gelagert. Pelze bis unter die Decke, bearbeitet wohl im Keller.
In einem der Häuserentdeckte man große Becken, so genannte Wasser-Bakken, die zudem die Versorgungmit Trinkwasser sicherstellten. Von Vergangenheit zeugen auch die noch vorhandenen Ansätze von Kaminen und Seitenfenstern sowie ein komplett erhaltener Dachstuhl. Beide Pelzerhäuser sind im Laufe der Jahre umgebaut worden. Von der ursprünglichen Nummer 12 steht heute nur noch die Renaissance-Fassade. Die denkmalgeschützten Gebäude gehören der Stadt Emden. Das Ostfriesische Landesmuseum zeigt dort kleine Sonderausstellungen, es gibt ein Kulturcafé, hin und wieder Konzerte und ab und an auch Ja-Worte. Das Standesamt bietet in der Diele der Hausnummer 11 Trauungen an.
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