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Es ist 1643. Ostfriesland leidet weiter unter dem 30-jährigen Krieg. Er hat den Menschen die Pest, Hunger und Not gebracht. Kämpfe gab es bislang nicht, es wird auch keine mehr geben. Ostfriesland ist besetzt von Truppen, die sich einquartieren, um auszuruhen und auszubeuten. Emden bleibt von all dem verschont – geschützt durch taktisches Geschick und einen Wall, steckt die Stadt noch in ihrer Blütezeit. Durch die Religionsflüchtlinge, die hier ab Mitte 1540 ein neues Zuhause fanden, ist Emden groß und wirtschaftlich stark geworden.

Bis zu 6000 reformierte Niederländer siedelten sich an. Handwerker, Kaufleute und Reeder – in der calvinistisch geprägten, politisch neutralen und wirtschaftlich unabhängigen Stadt waren alle willkommen. Schnell wurden die beiden Kirchen zu klein. Emden brauchte eine neue Kirche, baute eine neue Kirche und nannte sie auch so. Im Juli 1643 war die Grundsteinlegung für die Neue Kirche. In den folgenden viereinhalb Jahren entstand ein Bau in schlichten Barockformen und mit einer Turmspitze, die Ihnen wahrscheinlich schon von Weitem ins Auge gestochen ist, weil sie nicht so richtig nach Ostfriesland passen will. Sie wirkt orientalisch, ist aber typisch deutsch und stellt die Kaiserkrone dar, auf der als Zeichen der reformierten Kirche ein Hahn hockt.

Wie die Turmspitze, hat auch der Bau ein Vorbild. Die Noorderkerk in Amsterdam soll dem Architekten und Emder Ratsherrn Martin Faber bei den Entwürfen für die Neue Kirche Pate gestanden haben. Im typischen Stil protestantischer Kirchen, ist der Grundriss anlegt wie ein griechisches Kreuz, ein Arm bleibt aber verkümmert. Die Baukosten von rund 94 000 Gulden wurden durch Spenden finanziert. In der Kirche gab es zunächst nur wenig Bänke und keine Orgel. Einen Altar bekam die als Predigerkirche für eine reformierte Gemeinde entworfene Kirche nie. Entstanden während des 30-Jährigen Krieges, wurde die Neue Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört. Beim großen Bombenangriff am 6. September 1944 brannte sie bis auf die Grundmauern nieder. Von 1947 bis 1950 baute man sie wieder auf.

Die „Neue Kirche“ ist das älteste reformierte Predigthaus in Norddeutschland. In Emden ist sie die einzige im Krieg zerstörte Kirche, die ihr ursprüngliches Gesicht zurückbekommen hat. Im Innern hat sie sich jedoch verändert. Das Ziel, auch das Innenleben in seinen historischen Urzustand zurückzuversetzen, war nichtbezahlbar. Umgesetzt hat man die machbare Variante. An dem 2013abgeschlossenen Umbauprojekt beteiligten sich die Reformierte Gemeinde, die Stadt, die Landeskirche, die Stiftung Niedersachsen und der Bauverein Neue Kirche. Seitdem ist diese Kirche nicht nur ein Ort für Gottesdienste, sondern auch für Kulturveranstaltungen.

 

Kontakt:

Neue Kirche Emden
Brückstraße 103, 26725 Emden
T: 0049 4921 22658
I: http://www.neue-kirche.de/