Stopp. Auch wenn es ein Tor ist, sie sollten nicht einfach durchgehen. Dieses Tor verdient es, dass Sie ihm ein bisschen Zeit schenken. Es führt nicht nur auf die Delftpromenade, es entführt auch in die Emder Vergangenheit. In die Zeit, als im Ratsdelft nicht wie heute Museumsschiffe liegen, sondern Handelsschiffe. Große Segler. Sie kamen und gingen, Güter wurden umgeschlagen – es boomte. Emden war reich und selbstbewusst. Schaffte es ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zeitweise sogar an die Spitze der wichtigsten europäischen Hafenstädte. Der Delft war das Herzstück, die Ems die Lebensader. Damals waren beide eng miteinander verbunden. Man hatte den Flusslauf direkt vor der Nase, den richtigen Riecher für sprudelnde Geldquellen und man wusste, sich vor Feinden zu schützen. Von dieser Stelle aus ragte seinerzeit die so genannte Lange Brücke in die Ems. Sie führte zu einem Schlagbaum, mit dem die Hafeneinfahrt gesichert wurde. Die befand sich genau hier, wo Sie jetzt stehen. Die historische Hafeneinfahrt wird heute durch das Hafentor markiert. Das Tor selbst hatte seinen Platz damals zwischen der Langen Brücke und der Straße Am Delft, dort wo die Emsmauer an den Delft stieß. 1635 wurde es aufgebaut – in der Nachbarschaft zu einem Zollhaus und einem Turm, dem Blauen Turm.
Emden hatte zu der Zeit viele bedeutende Türme und Tore, um die Stadt zu bewachen. Überlebt hat nur das Hafentor. Wie die Neue Kirche wurde es vom Architekten und Ratsherrn Martin Faber entworfen. Wie bei der Neuen Kirche holte er sich dafür Anregungen in den Niederlanden. Gebaut aus Back- und Sandstein, verkündet das Hafentor seit Jahrhunderten das Motto der Stadt: „Et Pons est Embdae, et Portus et Aura Deus!“ - für Emden ist Gott Brücke, Hafen und Segelwind. Der Spruch steht auf einer Seite über dem Bogen. Auf der gleichen Seite trägt das Tor das Wappen der Stadt. Es wurde Emden 1495 vom späteren Kaiser Maximilian I. verliehen. Die Stadt musste lange darum bitten und viel Geld dafür bezahlen.
Das Wappen in den Emder Farben gelb-rot-blau zeigt einen Jungfrauenadler hinter einer Mauer, vor der ein Gewässer fließt. Das Wasser symbolisiert die Lage an der Ems. Die Mauer steht für den Schutz, den die Stadt bot. Das Wappentier basiert vermutlich auf einer Darstellung des jugendlichen Kaisers. Die Emder sahen und sehen darin aber einen Engel. Deshalb nennen sie ihr Wappen bis heute „Engelke up de Muer".
Nachdem es die Lange Brücke nicht mehr gab, musste einige Jahre später auch das Hafentor seinen ursprünglichen Platz räumen. Es wurde in der 1860er Jahren abgebaut, stand danach lange im Garten des Museums an der Großen Straße. Anfang der 1960er Jahre wurde das Kunstdenkmal dann hierher verlegt. Es ist bereits mehrere Male restauriert worden, befindet sich aber noch nahezu in seinem Originalzustand.